31.08.2020 von Mag. Roland Nagel, MBA.
Der humanistische Blickwinkel wird entscheidend sein.
Laufend steigt bei älteren Personen das Interesse an der Vielzahl der Möglichkeiten der sich rasch entwickelnden digitalen Welt. Das selbstverständliche Hantieren mit Smartphone und Tablet wird zunehmend zur Alltagsroutine.
Ein abgestimmtes Schnittstellenmanagement zwischen den jeweiligen Trägern von Gesundheitseinrichtungen intra- und extramural, in der eine verständliche Kommunikation möglichst zeitnahe den Betroffenen Beteiligtenkreis erreicht, wäre ein weiterer Wunsch in der die Technik (mittels gesicherte Datenleitungen) auch einen wertvollen Beitrag leisten könnte, um letztlich sinnbefreite Drehtüreffekte zu reduzieren und menschlich wie ökonomisch einen positiven Mehrwert zu bewerkstelligen. Mit der gebotenen Weitsicht wären viel unnötiges Leid sowie eine darstellbare Kostenreduktion im System möglich.
Eine integrierte Versorgung in Pflege und Betreuung fokussiert auf die persönlichen Bedürfnisse, dargelegt in maßgeschneiderte Dienstleistungen durch Pflegeprofis, die den Spagat zwischen Selbstbestimmung und Fürsorglichkeit nicht aus den Augen lassen. Diese Kombination wäre ein Optimum der „Umsorgung“, was vielen Menschen naturgemäß ein großes Anliegen ist. In weiterer Folge bedarf es ein aktives Miteinander der einzelnen Vertreter der Professionen aus Medizin, Pflege, Physiotherapie, … auf Augenhöhe zum Wohle des Pflegebedürftigen und seinen An- und Zugehörigen.
Digitale Vernetzung gegen Vereinsamung?!
Die hochaltrige (80+) Generation, die vielfach auch mit Multimorbidität und Polypharmazie zu kämpfen hat, wird aus demografischer Sicht stark anwachsen. Leider ist dieser Umstand nicht immer mit der Lebensrealität verbunden, sich in einem wohligen zu Hause zwischen zahlreichen Familienmitgliedern wieder zu finden. Vielfach herrscht ein hohes Maß an Einsamkeit, die gegenwärtig zu wenig thematisiert wird, aber eine ganzheitliche Herausforderung der Betroffenen einerseits und der Gesellschaft andererseits darstellt.
Während im Jahr 2017 nur 4,9% der Österreicher/innen 80 Jahre oder älter waren, werden es bis 2030 6,7% sein, so die Daten der Statistik Austria. Im Jahr 2050 wird dann schon mehr als jeder zehnte Österreicher über 80 Jahre alt sein (11,1%). In absoluten Zahlen wird die Steigerung noch deutlicher: 2017 waren rund 436.000 Personen 80 Jahre oder älter. Laut der Hauptvariante der Prognose werden es 2030 dann 636.000 sein. 2050 übersteigt die Zahl der Älteren bereits die Millionen-Grenze (1,084 Mio.). https://www.wifo.ac.at/news/aktionstag_fuer_pflegende_angehoerige
Die soziale Teilhabe darf mit der Kombination aus vielfachen Erkrankungen und hohem Alter nicht zu Ende sein. Die vielfältigen Lebensaktivitäten sind zu fördern und vor allem der Kontakt zur Außenwelt. Wenn dabei die 5G Technologie sinnhaft zum Einsatz kommt ist dies zu begrüßen. Gleichzeitig muss uns allen klar sein, dass die tollsten digitalen Superlative niemals den liebenden, fürsorglichen Menschen oder den professionell agierenden Pflegeprofi ersetzen können!
Die mittlerweile greifbare Gefahr der Vereinsamung von weiten Teilen der älteren, pflegebedürftigen Bevölkerung ist gerade mit der steigenden Ausdifferenzierung des Arbeitsmarktes zwischen Land und Stadt evident.
Zugleich wird die informelle Pflege – sprich: die Pflege im Familienkreis – in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung verlieren. Derzeit tragen vor allem die Frauen diese Last. Durch die steigende Erwerbsquote der Frauen wird das Potential informeller Pflege abnehmen. Auch leben immer mehr Menschen alleine und haben somit niemanden im Haushalt, der sie pflegen könnte. https://www.wifo.ac.at/news/pflegekosten_steigen_bis_2050_rasant
Eines ist wohl jedem klar – die Kombination aus alt, pflegebedürftig und einsam ist für das allgemeine Wohlbefinden und die individuelle Lebensqualität nicht förderlich. Hier muss man sich der Realität stellen, die oftmals genau dieses Dilemma widerspiegelt.
Die geografische Entfernung von Angehörigen ermöglicht keinen täglich persönlichen Besuch. Hier kann eine Videotelefonie und die Zuhilfenahme von „Haushaltsrobotern“, die verschiedenen Arbeiten wie Staub saugen, Getränke holen, Rasen mähen, … übernehmen hilfreich sein.
Der Kontakt von Mensch zu Mensch muss im Zentrum aller Bemühungen bleiben und gleichzeitig soll die Offenheit bestehen neue technologische Entwicklungen sorgsam zu prüfen und einzusetzen. Der digitale „HYPE“ der rund um die Thematik der sogenannten „Pflegeroboter“ noch verstärkt einsetzen wird hat die ethischen und sozialen Komponenten einer menschlichen Beziehung in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen.